Welche Baustoffe bei einer Asbestsanierung am Dach?
Der Österreicher Ludwig Hatschek suchte Ende des neunzehnten Jahrhunderts nach einer Möglichkeit, ein Dach mit einem Material zu decken, das stabiler als Blech, preiswerter als Schiefer und leichter als Ziegel sein sollte. Durch das Vermengen von Asbestfasern und Zement gelang ihm die Erfindung des Faserzements.
Aus diesem entwickelte er in den folgenden Jahren eine unbrennbare Dacheindeckung aus Asbestplatten, die er im Jahr 1900 patentieren ließ. Faserzementplatten für das Dach wurden großflächig verwendet und erwiesen sich als gute Dachdämmung.
Bis sich in den 1980er-Jahren langsam die Erkenntnis durchgesetzt hatte, dass Asbest höchst gesundheitsschädlich ist, wurden weltweit Dacheindeckungen, Fassadenbekleidungen, Rohre, Blumenkästen und sogar Tischtennisplatten aus asbesthaltigem Faserzement hergestellt und verbaut. Ein endgültiges Verbot von Herstellung und Verbreitung der gefährlichen Mineralfaser wurde in Österreich und der Schweiz jedoch erst im Jahr 1990 durchgesetzt. Ein Verbot in Deutschland folgte im Jahr 1993. In der gesamten EU ist Asbest seit 2005 verboten.
Noch immer befinden sich zahlreiche Asbestplatten auf deutschen Dächern
In Deutschland und weiten Teilen Europas wird inzwischen häufig der Kunststoff Polyvinylalkohol als Ersatzstoff herangezogen. Produkten aus anderen Ländern werden stattdessen auch oft Glas- oder Kohlenstofffasern beigemischt. In Ländern wie Russland, China, Indien oder Brasilien ist die Verarbeitung von Asbest in Faserzement bis heute nicht verboten.
Auch heute noch liegen Asbestplatten auf Millionen von deutschen Dächern. Schätzungen gehen von bis zu 1,4 Milliarden Quadratmetern Asbestzement aus, die insgesamt im Hochbau verwendet wurden, davon circa 700 Millionen Quadratmeter in Form von kleinformatigen Dachplatten auf Dachflächen. Bei einer durchschnittlichen Dachfläche von 150 Quadratmetern würde das rund 4,6 Millionen Einfamilienhäuser entsprechen, die mit einer Dachdämmung aus Asbestplatten ausgestattet sind.
Nun ist ein Austausch dieser Asbestzementflächen nicht in jedem Fall zwingend notwendig. Asbest liegt in Faserzement in fest gebundener Form vor, wodurch in der Regel keine krebserregenden Asbestfasern abgegeben werden. Diese mikroskopisch kleinen Fasern stellen die eigentliche Gefahr von Asbest dar. Gelangen sie in die menschliche Lunge, können sie schwerwiegende Erkrankungen wie Brustfellkrebs (Pleuramesotheliom), Asbestose, Lungen- oder Bauchfellkrebs auslösen. Ein reiner Hautkontakt mit asbesthaltigen Materialien ist hingegen nicht gefährlich.
Wann eine Asbestsanierung notwendig wird
Erst wenn Asbestzement über längere Zeit starker Witterung ausgesetzt ist oder mechanisch bearbeitet oder zerstört wird, können größere Fasermengen freigesetzt und zur Gefahr für das Umfeld werden. Sollten Sie Asbestplatten auf Ihrem Hausdach vermuten, sollten Sie unbedingt einen Fachmann zu Rate ziehen, der die tatsächliche Gefährdungslage einschätzen kann. Solche Experten finden Sie beispielsweise bei TÜV oder DEKRA.
Keinesfalls jedoch sollten Sie eigenmächtig irgendwelche Arbeiten am verdächtigen Dachbelag vornehmen. Schon durch das bloße Streichen oder Dampfstrahlen von Asbestzement setzen Sie ihre Gesundheit einem unnötigen Risiko aus. Dennoch sollten Sie nicht in Panik geraten. Eine einmalige Exposition mit Asbestfasern birgt längst nicht dasselbe Risiko wie ein jahrzehntelanger beruflicher Umgang mit Asbest.
Wenn Sie Asbest entsorgen wollen, ist es ratsam Fachleute hinzuziehen. Insbesondere bei Abbruchs-, Sanierung- und Instandhaltungsarbeiten ist die sicherste Lösung, den Asbest fachgerecht entsorgen zu lassen.
Welche Materialien bieten sich als Dacheindeckung nach der Asbestsanierung an?
Sollte ein hinzugerufener Sachverständiger zu dem Ergebnis kommen, dass Sie an Ihrem Haus eine umfassende Asbestsanierung durchführen müssen, stellt sich die Frage, welche alternativen Baustoffe Sie verwenden können, wenn Sie das Dach neu decken müssen.
Das ausgewählte Material für die Neueindeckung bestimmt später nicht nur über das Erscheinungsbild des Daches. Zugleich hat seine Art und Qualität Einfluss darauf, wie anfällig das Dach gegenüber äußeren Einflüssen ist. Gleichzeitig spielen auch finanzielle Erwägungen eine entscheidende Rolle bei der Materialauswahl für die Dachdämmung. Bewährt haben sich vor allem Tonziegel, Betondachsteine, Schiefer, Zink oder asbestfreie Faserzementplatten. Diese Materialien sind allesamt robust und widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen. Im Folgenden stellen wir Ihnen die Varianten im Detail vor:
1. Klassische Dachziegel aus Ton
Dachziegel gehören wegen ihrer relativ langen Lebensdauer seit Jahrhunderten zu den beliebtesten Dacheindeckungen. Sie werden aus natürlichem Ton gebrannt und sind witterungsfest sowie frostsicher. Einzelne beschädigte Dachziegel können zudem einfach und schnell ausgetauscht werden. Spezielle Glasuren oder Engoben machen Dachziegel unempfindlich gegen Umwelteinflüsse wie UV-Strahlung oder sauren Regen.
2. Dachsteine aus robustem Beton
Dachziegel gehören wegen ihrer relativ langen Lebensdauer seit Jahrhunderten zu den beliebtesten Dacheindeckungen. Sie werden aus natürlichem Ton gebrannt und sind witterungsfest sowie frostsicher. Einzelne beschädigte Dachziegel können zudem einfach und schnell ausgetauscht werden. Spezielle Glasuren oder Engoben machen Dachziegel unempfindlich gegen Umwelteinflüsse wie UV-Strahlung oder sauren Regen.
3. Faserzementplatten als preisgünstige Lösung
Moderne Faserzementplatten ohne Asbest lassen sich schnell auf dem Dach verlegen und gelten als besonders wirtschaftliche Dachdämmung. Sie sind feuerfest und zudem form- und witterungsbeständig. Faserzementplatten sind zumeist als Wellplatten erhältlich. Zudem verfügen sie meist über eine schmutzabweisende oder luftreinigende Beschichtung. Aufgrund ihres verhältnismäßig geringen Gewichts eignen sie sich besonders für die Dachsanierung von Altbauten mit schwacher Dachkonstruktion. Faserzementplatten stellen zwar eine besonders preisgünstigste Art der Dacheindeckung dar, werden aber wegen ihrer Assoziation zu Asbestplatten von vielen Hausbesitzern gemieden.
4. Zinkeindeckung für hohe Flexibilität am Dach
Zink ist leicht formbar und bietet dadurch ein hohes Maß an Gestaltungsfreiheit auf dem Dach. Aufgrund seiner Flexibilität können mit Zink beliebige Dachformen eingedeckt werden. Wahlweise werden dafür Profilbleche, Paneele oder Ziegelimitationen herangezogen. Der Baustoff ist zudem sehr belastbar, langlebig und wenig wartungsintensiv. Eine relativ hohe Lebensdauer kann Zink dank einer schützenden Patina erreichen, die sich im Lauf der Zeit bildet. Sie verleiht dem Zinkdach die typische blaugraue Färbung und fungiert zudem als beständiger Korrosionsschutz.
5. Langlebige und natürliche Schieferplatten fürs Dach
Schiefer ist ein Naturstein und zeichnet sich durch seine besonders lange Lebensdauer und seine wertige blaugraue Farbgebung aus. Ein Schieferdach weist bei regelmäßiger Wartung eine Lebensdauer von 100 Jahren und mehr auf – deutlich länger als andere Materialien.
Die Schieferschindeln und -platten werden aus 400 Millionen Jahre altem Sedimentgestein gewonnen und sind in vielen natürlichen Tönungen erhältlich. Charakteristisch ist allerdings eine edle graublaue Farbgebung, die sowohl an klassischen als auch modernen Bauwerken zum Einsatz kommen kann. Aufgrund einer Vielzahl an Deckungsarten passt sich eine Eindeckung mit Schiefer unterschiedlichen Baustilen an und erlaubt diverse Gestaltungsmöglichkeiten. Da es sich um ein Naturmaterial handelt, stehen Hausherren nicht vor Entsorgungsproblemen bei beschädigten Schindeln.
Im Falle einer Asbestsanierung bietet Schiefer einen weiteren Vorteil: In den 1970er- und 1980er-Jahren waren viele Asbestzementplatten darauf angelegt, in Form und Farbe echten Schiefer zu imitieren. Die Imitate waren billiger als Schiefer und wurden ähnlich verlegt. Sollten Sie wegen derartiger Schieferimitate eine Asbestsanierung vornehmen müssen, kann die vorhandene Unterkonstruktion ganz einfach erhalten bleiben, wenn Sie sich für Schiefer als Ersatz entscheiden. Dadurch stellt Schiefer eine natürliche, haltbare und vor allem unbedenkliche Alternative dar. Decken Sie das Dach stattdessen mit anderen Materialien wie etwa Ziegeln oder Betondachsteinen neu ein, müssen Sie die vorhandene Unterkonstruktion abreißen, verändern oder ergänzen.