Welche Arten von Schiefer gibt es?
Im Zuge einer Dachsanierung oder eines Neubaus entscheiden sich viele Bauherren für eine Dacheindeckung mit Schiefer. Dieses natürlich vorkommende Sedimentgestein bietet als Dacheindeckung eine Reihe von Vorteilen gegenüber anderen Materialien wie Dachziegeln oder Dachsteinen. So kann Dachschiefer bei entsprechender Wartung eine Lebensdauer von mehr als 100 Jahren erreichen, während Ziegeldächer oft schon nach 30 Jahren erneuert werden müssen. Ausgetauschte Schiefer können zudem umweltfreundlich entsorgt werden.
Welche Bedeutung hat Schiefer als Werkstoff?
Belege sprechen dafür, dass Schiefer schon vor 2000 Jahren von den Römern als Baumaterial verwendet wurde. Im Mittelalter wurde das Material als Baustoff für Kirchen, Schlösser oder Burgen verwendet. Wegen seines damals hohen Preises war er aber nur den wohlhabenden Schichten der Bevölkerung vorbehalten. Doch auch als Schreibutensil waren Tafeln und Griffel aus Schiefer bis ins 20. Jahrhundert hinein weit verbreitet. Erst die Industrielle Revolution setzte dem Gebrauch als Schreibmaterial ein Ende, da Papier zunehmend für alle erschwinglicher wurde.
Durch die lange Tradition von Naturschiefer als Material zur Dach- und Fassadenbekleidung haben sich zudem zahlreiche Deckarten herausgebildet, die dem Bauherrn ein großes Gestaltungsspektrum für die Struktur der Dachhaut zur Verfügung stellen. Bei der Wilden Deckung werden die Schiefer beispielsweise erst vor Ort auf der Baustelle von einem erfahrenen Schieferdecker zugerichtet. Dadurch lassen sich auch besonders komplexe und individuelle Dachformen umsetzen. Da diese Deckart jedoch sehr aufwendig ist und ein hohes handwerkliches Geschick erfordert, kommt sie dennoch relativ selten zum Einsatz.
Wesentlich verbreiteter sind die traditionsreiche Altdeutsche Deckung, bei der unterschiedlich große Steine zum Einsatz kommen, die Schuppendeckung sowie die sogenannte Universaldeckung. Bei dieser werden quadratische Steine verwendet, die an einer Ecke abgerundet sind. Diese Deckart ist besonders einfach und preisgünstig und trägt mit dazu bei, dass sich heute viel mehr Bauherren eine Schieferdeckung leisten können.
Wie entsteht Schiefer?
Schiefer besteht aus tonhaltigem Meeresschlamm, der sich vor etwa 400 Millionen Jahren abgelagert hat. Durch hohen Auflagerungsdruck verfestigte sich dieser Schlamm über die Jahrhunderte zu Schiefer. Die typische Struktur der dünnen, parallel verlaufenden Schieferschichten basiert auf Seitendruck während der Faltung. Die einzelnen Schichten wurden gewissermaßen aneinander gerieben, wodurch sie ihre Spaltbarkeit erhalten haben, die für die Nutzung und Verarbeitung heutzutage so nützlich ist.
Dennoch ist nicht jeder Schiefer gleichermaßen zur Weiterverarbeitung im Bauwesen geeignet. Nur bei günstiger Mischung der chemischen und mineralischen Bestandteile hat das Gestein die nötige Beständigkeit, um als Fassaden- oder Dacheindeckung verwendet zu werden.
Welche Schieferarten gibt es?
Im engeren Sinne der Gesteinskunde zählen nur Tonschiefer und kristalline Schiefer zu den Schiefern. Dafür ist ausschlaggebend, dass echter Schiefer nicht nur geschichtet ist, sondern auch geschiefert. Während Schichtung durch reine Ablagerung von Schichten entsteht, basiert Schieferung auf Druck, Temperatureinwirkung und Bewegung innerhalb der Erdkruste und führt zu einer Umwandlung des Gesteins. Eine Schieferung verläuft deshalb nicht immer zwangsläufig parallel zu den abgelagerten Schichten. Für Dach- oder Fassadenbeläge wird in der Regel Tonschiefer herangezogen. Kristalline Schiefer werden etwa in Form von grobkörnigerem Glimmerschiefer gelegentlich zu Bausteinen verarbeitet, beispielsweise für Bodenbeläge.
Ein Beispiel für eine falsche Zuordnung im engeren Sinne ist der sogenannte Ölschiefer. Dieser besteht zwar ebenfalls aus dünnen, planen Schichten von Sedimentgesteinen, ist jedoch nicht geschiefert. Die Bezeichnung Ölschiefer basiert darauf, dass diese Gesteine etwa 20 Prozent Kerogen enthalten, das eine Vorstufe von Erdöl darstellt.
Posidonienschiefer zum Beispiel, in dem sich Fossilien besonders gut erhalten, ist im engeren Sinne der Gesteinskunde kein echter Schiefer, sondern Ölschiefer. Der schwarzgraue Tonstein kommt durch seine Schichtung zu dieser missverständlichen Bezeichnung. Je nach chemischer Zusammensetzung kann auch Posidonienschiefer zu Baustoffen weiterverarbeitet werden. Er kommt jedoch wegen seiner Beschaffenheit nicht im Außenbereich von Gebäuden zu Einsatz. Stattdessen wird er im Innenbereich für Tischplatten, Treppenbeläge oder etwa Kaminverkleidungen verwendet.
Welche Schieferarten werden für die Dacheindeckung verwendet?
In der Regel wird Tonschiefer mit einer blaugrauen oder schwarzgrauen Farbgebung bei seidenmattem Glanz in Verbindung gebracht. Doch je nach Zusammensetzung ist auch gelblicher, grüner, blauer, purpurfarbener oder roter Schiefer möglich. Grüner Schiefer tritt nur äußerst selten auf. Seine Farbe beispielsweise geht auf das Mineral Chlorit (nicht zu verwechseln mit den Salzen der Chloridgruppe) zurück. Für eine rötliche oder purpurne Färbung ist das Silikat Hämatit verantwortlich. Blauschiefer wiederum gehört zu den kristallinen Schiefern. Da seine blaue Färbung auf das Mineral Glaukophan zurückgeht, wird er auch als Glaukophanschiefer bezeichnet. Diese Beizeichnung ist passender, da nicht jeder Blauschiefer auch zwangsläufig eine Blaufärbung aufweist.
Der bekannte blaugraue Schiefer wird heute unter den Markennamen Moselschiefer und InterSIN vertrieben. Der Name Moselschiefer ist dabei insofern irreführend, als der Schiefer gar nicht an der Mosel abgebaut wird. Tatsächlich rührt die Bezeichnung daher, dass der Stein traditionell auf der Mosel transportiert wurde. Heute bürgt der Begriff für eine Herkunft aus Deutschland und wird vom Schieferproduzenten Rathscheck hauptsächlich im Gebiet Mayen in der Vulkaneifel abgebaut.
Robuster Farbschiefer, der für die Verwendung im Bauwesen geeignet ist, ist relativ selten. Deshalb werden derartige Steine in der Regel nur bedingt in Deutschland abgebaut und stattdessen aus weltweiten Vorkommen gewonnen. Farbige Schiefer eignen sich vor allem für Ornamente, Muster und Schmuckbänder innerhalb der Deckung. Geübte Schieferdecker können mit verschiedenfarbigen Steinen regelrechte Bilder oder sogar Ornamente in Dächer und Fassaden „zeichnen“.
Grundsätzlich ist Schiefer ein sehr robustes und langlebiges Material. Bei der witterungsbedingten Abnutzung des Steins werden die einzelnen Glimmerlagen über die Jahre abgetragen und legen weitere, darunter liegende Lagen frei, weswegen der Stein nie seinen charakteristischen Glanz verliert. Nötige Wartungsarbeiten an Schieferdächern gehen daher meist nicht auf die Platten selbst zurück, sondern auf die verwendeten Schiefernägel, die irgendwann rostbedingt ausgetauscht werden müssen.
Rechnet sich eine Eindeckung mit Schiefer finanziell?
Durch einfach zu verlegende Deckarten wie die Universaldeckung ist der Naturstein auch für Bauherren mit übersichtlichem Budget zunehmend erschwinglich. Hinzu kommt, dass sich eine Eindeckung mit Schiefersteinen auf lange Sicht durch ihre überdurchschnittlich lange Lebensdauer finanziell auszahlt.
Sollten Sie sich bei einer Dachsanierung für Schiefer entscheiden, kann es sich lohnen, im Zuge dessen auch Ihre Dachdämmung zu erneuern. Wenn Sie durch Sanierungsarbeiten nämlich Ihre Immobilie energetisch aufwerten, können Sie unter gewissen Voraussetzungen auch eine Förderung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erhalten. Die KfW unterstützt nicht nur die energetischen Maßnahmen, sondern auch damit verbundene, nötige Begleitmaßnahmen – im Falle einer Dämmung von außen (Aufsparrendämmung) also auch die Neueindeckung des Daches mit Schiefer.
Eine weitere finanzielle Unterstützung können Sie vom Schieferproduzenten Rathscheck erhalten. Dieser stellt einen Zuschuss von bis zu 350 Euro zur Verfügung, wenn Sie sich im Falle einer Asbestsanierung für eine Schiefereindeckung entscheiden.