Wann ist eine Dachbeschichtung sinnvoll?
Die Dachhaut mit Ziegeln, Dachsteinen, Schieferplatten oder klassischen Dachpfannen trägt dazu bei, das Haus vor Witterungseinflüssen wie Wind oder Regen zu schützen. Diese Aufgabe ist immer mit hohen Belastungen für das Dach verbunden. Um die Dachhaut eines Neubaus deswegen langlebiger zu machen und vor durchdringendem Regen oder Bewuchs zu schützen, überlegen viele Hausbauer, ob eine Dachbeschichtung sinnvoll ist. Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es nicht, denn die Dachversiegelung wird nicht von jedem Experten empfohlen.
Was ist eine Dachversiegelung?
Bei einer Dachversiegelung handelt es sich um eine zusätzliche Schutzschicht, die auf die Dachoberfläche aufgetragen wird. Dabei werden sogenannte Acrylate verwendet. Das ist ein ähnlicher Lack, wie er auch für die Karosserie von Autos verwendet wird.
Technisch funktioniert eine Dachbeschichtung genauso wie eine Lackierung von Holz oder Metall. Zunächst wird die Oberfläche gereinigt, danach wird eine Grundierung aufgetragen. Zum Schluss erfolgt der Auftrag des Schutzlacks. Für die eigentliche Versiegelung wird häufig kein Pinsel verwendet, sondern ein sogenanntes „Airlessgerät“. Dabei handelt es sich um ein Gerät für den Farbauftrag, das mit Druckluft arbeitet und den Lack sehr fein zerstäubt, vergleichbar mit dem Airbrush-System beim Autolackierer. Durch die Zerstäubung wird die Versiegelung sehr gleichmäßig aufgetragen.
Gut zu wissen: Sie können übrigens nicht nur Ihr Dach beschichten lassen, sondern auch die Fassadenverkleidung versiegeln. Eine solche Beschichtung bietet sich zum Beispiel in Regionen mit sehr strengen Witterungsbedingungen an.
Wann kann eine Dachbeschichtung überhaupt durchgeführt werden?
Da es sich bei der Dachbeschichtung um eine Art „Lackierung“ der Dachhaut handelt, muss sichergestellt werden, dass sich die Beschichtung auch mit der Oberfläche verbinden kann.
Deshalb muss die Dachhaut vier Voraussetzungen dafür erfüllen:
- Das Material der Dachbedeckung muss für die Dachbeschichtung geeignet sein: Für die Versiegelung eignen sich üblicherweise nur Dachpfannen aus Ziegel oder Beton sowie Faserzementplatten.
- Die zu behandelnde Oberfläche muss „sauber“ sein: Erst dann, wenn die Dachoberfläche gründlich gereinigt wurde, kann die Grundierung und danach die Dachbeschichtung aufgetragen werden. Für die Reinigung wird in der Regel ein Dampfreiniger verwendet, mit welchem Flechten, Moose und Schmutz beseitigt werden.
- Das Dach darf nicht zu „jung“ sein: Moderne Dachpfannen werden meist schon ab Werk beschichtet, weswegen die Beschichtung eines Neubau-Daches meist nicht notwendig ist. Diese Versiegelung hält in der Regel mehrere Jahre. Sie sollten erst über eine neue Dachbeschichtung nachdenken, wenn die ursprüngliche Beschichtung durch die Witterung verschwunden ist.
- Die Dachoberfläche darf nicht beschädigt sein: Denn poröse Dachpfannen werden durch eine neue Schutzschicht nicht restauriert. Im Gegenteil: Sie nehmen noch größeren Schaden, wenn eine Versiegelung aufgetragen wird. Schon bei der Reinigung mit dem Dampfstrahler können zerschlissene Dachziegel komplett bersten.
Wichtig: Enthalten Dachabdeckungen Asbest, dürfen diese nicht versiegelt werden. Auch wenn viele Laien denken, durch eine Versiegelung die Asbest-Gefahr zu verringern. Stattdessen dürfen asbesthaltige Dachoberflächen aufgrund der Schadstoffe nur von Spezialfirmen bearbeitet werden. Mehr darüber erfahren Sie in unserem Blog-Artikel zu dem Thema.
Das Dach im Vorfeld genau prüfen
Ob einer Dachbeschichtung sinnvoll ist, lässt sich nach der Prüfung des Daches schon einschätzen. So ergibt eine Versiegelung keinen Sinn, wenn das Dach nicht mit den für die Beschichtung geeigneten Materialien gedeckt ist – also bei einem Neubau. Außerdem können versottete oder poröse Dachziegel ebenfalls nicht mehr versiegelt werden.
Bei Dachversiegelung auf Fachbetriebe vertrauen
Eine Dachbeschichtung ist nur sinnvoll, wenn sie professionell durchgeführt wird. Aus diesem Grund sollten Sie sich unbedingt für einen Fachbetrieb entscheiden, der die Versiegelung durchführt oder das Dach zumindest im Vorfeld ausführlich begutachtet. Denn trotz größter Sorgfalt ist eine Dachversiegelung immer auch mit möglichen „Nebenwirkungen“ verbunden, die bei unsachgemäßer Arbeit eintreten können. Die meisten Fachbetriebe versiegeln neue Dachziegel sofort oder die Versiegelung durch Fachbetriebe ist beim Neubau bereits mit inbegriffen.
Auch wenn der Name „Versiegelung“ eigentlich „luftdicht“ mit einschließt, muss ein Dach trotz Beschichtung atmen können, damit Feuchtigkeit abgeführt wird. Bei schlecht durchgeführten Beschichtungen staut sich die Feuchtigkeit unter der Dachoberfläche. Die Folge sind schimmelige Dachbalken oder feuchte Dachräume.
Insgesamt sollte immer das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer Dachversiegelung berücksichtigt werden. Seriöse Fachbetriebe werden sie nicht zu einer Beschichtung drängen und Ihnen keine unnötigen Arbeiten verkaufen.
Die Kosten im Blick behalten
Bedenken Sie immer, dass eine professionelle Dachversiegelung im Durchschnitt rund 20 Euro brutto pro Quadratmeter Dachfläche kosten wird. Um eine Dachfläche von ca. 200 Quadratmetern zu versiegeln, entstehen Kosten von ca. 4.000 Euro. Damit sind jedoch nur die reinen Versiegelungsarbeiten abgedeckt. Hinzurechnen müssen Sie weitere mögliche Arbeiten wie die Dachrinnenreinigung, die Anfahrt oder mögliche Ausbesserungsarbeiten beschädigter Dachpfannen.
Die Kosten für eine Dachversiegelung liegen damit bei ca. 40 Prozent der Kosten, die für eine Neueindeckung nötig werden. Berücksichtigen Sie aber auch, dass eine Dachbeschichtung im Durchschnitt abhängig von den Witterungsverhältnissen und der Qualität der durchgeführten Arbeit nach wenigen Jahren erneuert werden muss. Bei einem Neubau sind die Kosten einer Dachversieglung mitunter im Preis des Daches bereits enthalten.
Ist eine Dachbeschichtung bei einem Schieferdach sinnvoll?
Wenn Ihr Haus mit einem Schieferdach gedeckt ist oder Ihre Fassade mit Schiefer bekleidet wurde, ergibt eine Versiegelung nur wenig Sinn. Zum einen kann Schiefer sehr einfach professionell gereinigt werden. Zum anderen ist das Material Schiefer von Natur aus sehr ölhaltig. Dadurch ist das Material sehr gut gegen Witterungseinflüsse geschützt. Zugleich kann aber die Beschichtung nur schwer haften. Sie würde sich schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder ablösen.
Empfehlenswert ist es deshalb, mögliche Schäden am Schieferdach auszubessern. Durch die hohe Langlebigkeit der Schieferplatten lohnen sich Reparaturen immer.