Klimapositive Gebäude – was zeichnet die klimaneutralen Häuser aus?
Klimaneutrale Gebäude gehen weit über die Ansprüche der Nachhaltigkeit hinaus. Sie sparen nicht nur Energie, sondern produzieren genügend Strom, dass sie ihren eigenen Bedarf decken und darüber hinaus Strom ins Stromnetz einspeisen können. Der DGNB hat mehrere produktive Immobilien ausgezeichnet.
Eine effektive Dämmung, natürliche Baumaterialien für Immobilien und erneuerbare Energie sind wichtige Schritte in Richtung Energiewende. Es gibt jedoch bereits einige wenige Gebäude, die einige Schritte weiter in die Zukunft getätigt haben. Für diese Bemühungen verleiht die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen die Auszeichnung „klimapositiv“.
Damit tragen diese Gebäude nämlich nicht nur einen kleinen Teil dazu bei, die Umwelt zu schonen und Energie zu sparen. Sie liefern auch eine Vision und Inspiration für eine umweltfreundlichere und effizientere Zukunft. Wie kann ein klimaneutrales Gebäude jedoch aussehen und wie kann man einen solchen Standard überhaupt erreichen? Die Beispiele im folgenden Text sollen Ihnen Antworten liefern.
Klimaneutrales Haus – Was wird darunter verstanden?
Ja, klimaneutrale Häuser existieren und die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen hat sie bereits als „klimapositiv“ ausgezeichnet. Die DGNB beurteilt hierbei, wie viele CO2-Emissionen bei der Nutzung des Gebäudes entstehen. Davon werden die CO2-Emissionen abgezogen, die durch die eigene Energieproduktion und den Energie-Export des Gebäudes nicht entstehen. Drei Faktoren spielen bei dem Label „klimapositiv“ eine entscheidende Rolle:
- Energieeffizienz dank intelligenter und vorausschauender Planung, informierte Nutzer und die entsprechend sinnvolle und effiziente Nutzung der Technik im Gebäude
- Verwendung erneuerbarer Energiequellen
- Einspeisung der selbst produzierten Energie in das Stromnetz
All das sollte zu einer ausgeglichenen oder bestenfalls zu einer negativen CO2-Jahresbilanz beitragen, um die notwendigen Voraussetzungen für ein Niedrigenergiehaus zu erfüllen.
Klimaneutrales Haus – Beispiele
Neben zwei Einfamilienhäusern in Freising und Mühltal, das Rathaus Freiburg und das Schmuttertal-Gymnasium Diedorf sind es vor allem die folgenden vom DGNB-Verein ausgezeichneten Gebäude, welche den Weg in eine klimapositive Zukunft weisen könnten.
Aktiv-Stadthaus in Frankfurt
Das Aktiv-Stadthaus in Frankfurt könnte in Sachen Klimapositivität für Mehrfamilienhäuser eine Vorbildfunktion erfüllen. Das 1.350 Quadratmeter umfassende Haus liegt sowohl nahe am Frankfurter Hauptbahnhof als auch in der Nähe vom Main. Das Gebäude ist gerade einmal neun Meter breit, dafür aber 150 Meter lang. Es beinhaltet insgesamt 74 Wohnungen, zwei Ladenlokale und eine Car-Sharing-Station für Elektroautos.
Vor allem aber das Energiekonzept ist äußerst ambitioniert: Eine 120 kW Wärmepumpe deckt den gesamten Energiebedarf des Niedrigenergiehauses ab. Ein Gasbrennkessel steht ebenfalls zur Verfügung, wird aber nur verwendet, wenn es notwendig ist. Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung sorgen in den einzelnen Wohnungen für die Be- und Entlüftung, gleichzeitig versorgen sie die Wohnungen mit Wärme und sparen Heizenergie.
Die Stromversorgung wird durch die 770 Photovoltaikmodule auf dem Dach und die 350 Module an der nach Südosten ausgerichteten Fassade sichergestellt. Die Dachanlage produziert 250 MWh. Die Anlage an der Fassade produziert nur 55 MWh, trägt aber ebenfalls einen entscheidenden Anteil zur Klimaneutralität des Gebäudes bei. Jeder Wohnung steht ein bestimmter Energie-Anteil zur Verfügung, der im Mietpreis mit inbegriffen ist. Verbraucht der jeweilige Mieter mehr, muss er die zusätzlichen Kosten selbst zahlen. Jeder Mieter kann seinen Verbrauch und die Stromproduktion jedoch anhand eines Displays genau nachverfolgen und dementsprechend regulieren.
Eine Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie im Keller des klimaneutralen Hauses dient als Stromspeicher, der überschüssige Energie aufnimmt, die von dem Stadthaus gerade nicht benötigt wird. Die Batterie weist eine Kapazität von 250 MWh auf. Alles, was an Strom darüber hinaus produziert wird, leitet das System an die Car-Sharing-Station weiter. Benötigt die Station den Strom ebenfalls nicht, wird die Energie ins Stromnetz eingespeist.
Logistikzentrum der Elobau GmbH
Mit dem Motto „elobau goes green“ hat sich der Hersteller von Sensortechnik Elobau GmbH schon 2009 dafür entschieden, wichtige Schritte Richtung Klimaneutralität zu wagen. Im Zuge dessen wurde schon 2012 ein CO2-neutraler Anbau für eines der Werke gebaut. Im Jahr 2016 entstand in Leutkirch schließlich ein energiebewusstes Logistikzentrum – ein Niedrigenergiehaus, das zu einem großen Teil aus Holz besteht.
Eine Photovoltaik-Anlage mit einer Solarfläche von 1.400 Quadratmetern erzeugt mehr Energie, als das klimaneutrale Haus benötigt. Die Dämmstärken wurden optimiert und die Immobilie wurde mit den passenden Heiz- und Kühlanlagen ausgestattet. Fenster und Oberlichter sind auf eine Weise ausgerichtet, dass das Tageslicht ideal genutzt werden kann. Die restliche Beleuchtung besteht aus energiesparenden LED-Leuchten, die sich zudem dem Tageslichtverhältnissen anpassen. Wärme erzeugt das Gebäude mittels Biogas, das wiederum aus Speiseresten stammt. Das Logistikzentrum erzeugt mit diesen kombinierten Maßnahmen im Jahr etwa das 2,6-fache seines Energiebedarfs.
Hofgut Karpfsee Langes Haus, Bad Heilbrunn
Die Stiftung Nantesbuch, die das Lange Haus als Veranstaltungsort ins Leben rief, setzte sich zum Ziel, so wenig Einfluss wie möglich auf die Umwelt auszuüben. Ein Holz-Vergaser-Gasmotor-BHKW erzeugt Strom aus dem Restholz, das aus einem nahegelegenen Wald stammt und zu Hackschnitzeln weiterverarbeitet wird. Hinzu kommt eine Photovoltaik-Anlage, die auf dem Dach installiert wurde.
Den überschüssigen Strom gibt die Anlage an einen Speicher oder an eine Stromtankstelle für E-Mobility ab. Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind, erfolgt die Einspeisung des Stroms in das Stromnetz. 20 Erdsonden, die sich 100 Meter tief im Erdreich befinden, sorgen für die Kühlung des Niedrigenergiehauses.
Volksbank-Filiale in Kirchheimbolanden
Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach sorgt für den Hauptanteil an Energie, welche die Bank benötigt. Eine sogenannte Betonkernaktivierung wird für die Heizung und für die Regulierung der Innentemperaturen genutzt. Die thermische Energie, die Wände und Decken absorbieren, wird dabei für die Kühlung oder für das Heizen genutzt. Wasser, das durch ein Rohrsystem in den Decken und Wänden zirkuliert, dient dabei als Energieträger, der Wärme zum Kühlen aufnimmt oder zum Heizen abgibt. Die Lüftung des klimaneutralen Gebäudes erfolgt ohne technische Hilfsmittel einfach über die Fenster.