Das Dach neu decken: Wann ist es sinnvoll?
Ein gut gedecktes Dach hält jahrzehntelang, aber nicht ewig. Ziegel werden porös oder lösen sich ab, und nach zahlreichen Ausbesserungen ist es an der Zeit, das Dach komplett neu zu decken. Die Neudeckung eines Daches kann mitunter eine schwierige Entscheidung sein, da sie mit hohen Kosten verbunden ist.
Zudem gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, die Eindeckung des Daches zu gestalten - auch im Zuge einer Dachsanierung. Hier erhalten Sie einen Überblick über den Ablauf einer Dachneudeckung, die damit verbundenen Kosten und entsprechende Förderungen.
Zeitpunkt für eine Neueindeckung des Daches
Der Zeitpunkt für eine Neueindeckung des Daches ist gekommen, wenn große Teile der Dacheindeckung soweit beschädigt oder marode sind, dass sich eine Reparatur nicht mehr lohnt. Hierbei ist zu beachten, dass Reparaturen generell immer nur zur Überbrückung dienen. Hat die Dacheindeckung ihre Lebensdauer erreicht, ist eine rechtzeitige Neueindeckung die letztendlich günstigere Alternative. Um das Innere des Hauses verlässlich vor der Witterung schützen zu können, sollte daher eine Neueindeckung in Betracht gezogen werden, wenn größere Reparaturen am Dach anstehen.
Außerdem lässt sich eine Neueindeckung sehr gut mit anfallenden Sanierungsmaßnahmen kombinieren. Muss am Dachstuhl die Dämmung oder die Auflattung erneuert werden, wird das Dach zumeist ohnehin abgetragen. Im gleichen Zuge der Dachsanierung lässt sich eine Neudeckung vornehmen und ein erneuter Arbeitsaufwand zu einem späteren Zeitpunkt vermeiden.
Die Neueindeckung eines Daches sollte unbedingt von Fachleuten vorgenommen werden. Bei der Ausführung durch Laien besteht ein hohes Verletzungsrisiko, sowohl für die ausführenden Personen selbst als auch für das Dach. Bei nicht fachgerechter Ausführung können bleibende Schäden an der Dachkonstruktion und der Dachbeschichtung verursacht oder die Statik des Hauses beeinträchtigt werden.
Ablauf einer Neueindeckung des Daches
Beauftragung eines Fachbetriebs: Zunächst sollten Sie einen Fachbetrieb für die Planung und Ausführung konsultieren. Möglicherweise muss die Statik Ihres Daches geprüft werden, um sicher zu gehen, dass es die neue Eindeckung trägt. Außerdem müssen eventuell gesetzliche Vorschriften berücksichtigt und eine Kostenkalkulation vorgenommen werden.
Auswahl des Materials: Noch bevor Sie mit den eigentlichen Arbeiten am Dach beginnen, sollten Sie das zu verwendende Material aussuchen. Die Auswahl ist groß, weshalb es ratsam ist, sich umfassend zu informieren. Möglicherweise müssen Sie Ihre Dacheindeckung an die der Umgebung angleichen. In manchen Regionen gibt es spezielle Vorschriften zur Dachgestaltung. Das Material zur Eindeckung können Sie selbst besorgen oder überlassen auch dies dem beauftragten Fachbetrieb. Dieser kümmert sich dann auch um das passende Zubehör zur Auflattung, und kann Sie über entsprechende Vorschriften informieren.
Abtragen des alten Daches: Ist die Neueindeckung geplant und steht das Deckmaterial bereit, muss das in die Jahre gekommene Dach abgetragen werden. Hierfür wird die alte Eindeckung entfernt und entsorgt.
Konterlattung und Traglattung neu anbringen: Um die Funktionalität des Daches zu erhalten, sollte bei einer Neueindeckung die Konterlattung und Traglattung gleich mit erneuert werden. Diese befindet sich unmittelbar unter der Eindeckung und „trägt“ diese. Ob sie ebenfalls zu sanieren ist, sollten Sie stets von einem Fachmann prüfen lassen – die Sanierung dieser Bestandteile ist nicht immer notwendig. Für die Traglattung ist die gewünschte Eindeckung ausschlaggebend. Jede Deckung benötigt eine andere Unterkonstruktion und andere Lattenabstände. Alternativ zur Lattung kann eine Schalung vorhanden sein: Sie gilt ebenso als tragendes Bauteil und muss der direkten Einwirkung von Wind-, Schnee- und Verkehrslasten standhalten.
Dachfläche decken: Zur Eindeckung des Daches wird dann das von Ihnen gewünschte Material verwendet. Sie haben hier eine breite Auswahl - unter anderem zwischen Dachziegeln oder –steinen, Metallen und Naturmaterialien wie Schiefer oder Reet.
Firste und Ortgänge decken: Firste und Ortgänge müssen mit speziellen Sonderdachziegeln oder –steinen gedeckt werden. Firste werden in der Regel mit speziellen Firststeinen gedeckt, die eine besondere Lüftung ermöglichen. Für Ortgänge werden zumeist entsprechende Ortgangziegel oder –steine verwendet.
Eine weitere Möglichkeit zur Dacheindeckung ist Schiefer: Das natürliche Material schafft unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten zur Eindeckung von First und Ortgängen. Auch Übergänge an beispielsweise Gauben lassen sich durch Schiefer optimal eindecken.
Kosten der Neueindeckung des Daches
Die Kosten bei der Neueindeckung des Daches können stark variieren. Sie sind abhängig vom verwendeten Material, dem benötigten Arbeitsaufwand und dem Zustand des Daches. Ist der Dachstuhl intakt, ist eine Eindeckung entsprechend günstiger. Muss die Dämmung erneuert werden, wird es teurer. Angegebene Kosten sind daher immer nur Richtwerte und können im Einzelfall abweichen. Im Wesentlichen kommen folgende Kosten auf Sie zu:
Kosten für das Material: Die Kosten für das Material bilden, je nach Wahl des Deckmaterials, den größten Posten. Wird das Deckmaterial vom Fachmann besorgt, ist die Verlegung zumeist mit einberechnet. Bei Tondachziegeln in der Standardausführung müssen Sie zwischen 7 Euro und 25 Euro pro Quadratmeter einrechnen. Betondachsteine sind bereits ab 5 Euro bis 12 Euro pro Quadratmeter zu haben. Für Kunststoffdachpfannen oder Blechdächer steigen die Kosten auf 20 Euro bis 35 Euro pro Quadratmeter. Eine besonders langlebige Eindeckung aus Schiefer kostet zwischen 60 und 80 Euro pro Quadratmeter. Die Kosten für die entsprechende Auflattung richten sich nach der gewünschten Holzqualität, dem Lattenabstand und dem Lattenquerschnitt. Sie bewegen sich zwischen 2-4 Euro pro Quadratmeter.
Kosten für den Abriss des alten Dachs: Für das Abtragen, Abtransportieren und Entsorgen alter Dachziegel fallen im Schnitt Kosten zwischen 10 Euro und 14 Euro pro Quadratmeter an. Wenn Sie die Entsorgung selbst vornehmen, sparen Sie 1-2 Euro pro Quadratmeter. Wenn Ihr Dach jedoch besonders hoch liegt, steigen die Kosten aufgrund der längeren Transportwege an. Selbiges gilt für die Entsorgung von Trag- und Konterlattung. Hier müssen Sie inklusive Entsorgung zwischen 2 Euro und 3 Euro pro Quadratmeter Dach einberechnen.
Zusätzliche Kosten: Möglicherweise fallen außerdem Kosten für ein Dachdeckerfanggerüst, die Gestaltung der Traufe, ein Dachentwässerungssystem und für zusätzliche Anpassungen an. Diese richten sich jedoch immer nach dem Einzelfall.
Grob überschlagen können bei der Neueindeckung des Daches eines Einfamilienhauses im Zuge einer Dachsanierung mit einer Grundfläche von 120 Quadratmetern gut 10.200 Euro eingerechnet werden. Dies bezieht sich jedoch auf die Verwendung der kostengünstigsten Materialien wie Betondachsteine und standardisierte Lattung. Wenn Sie eine besonders lange Lebensdauer des Daches bevorzugen, ist Schiefer eine gute Alternative. Hierfür sollten Sie gut 20 000 Euro einrechnen.
Folgende Faktoren können die Neueindeckung erheblich verteuern:
- Sanierung des Dachstuhls: Wenn der Dachstuhl nicht ausreichend tragfähig ist, muss er saniert oder verstärkt werden. Hierfür fallen erhebliche Zusatzkosten an.
- Wasserdichtes Unterdach: Sollte sich die Neigung Ihres Daches unterhalb der Regelneigung befinden, wird möglicherweise ein wasserdichtes Unterdach nötig. Dieses muss zusätzlich berechnet werden.
- Komplizierter Dachaufbau: Die oben genannten Richtwerte beziehen sich auf einen einfachen Dachaufbau in Form eines Satteldaches. Verfügt Ihr Dach über ausgefallene Geometrien, steigen die Kosten.
- Hochwertiges Material: Engoben oder glasierte Dachziegel, ebenso wie Reet oder Schiefer sind etwas kostspieliger. Insbesondere Schiefer verspricht aber auch eine wesentlich höhere Lebensdauer, wodurch sich der erhöhte Kostenaufwand rentiert.
- Neue Dämmung: Im Zuge einer Neudeckung kann es sinnvoll sein, das Dach neu zu dämmen. Mit einer Aufsparrendämmung können Sie die Energiebilanz Ihres Hauses nachhaltig verbessern oder auf den vorgegebenen Stand bringen. Auf diese Weise amortisieren sich die Kosten dank geringerer Heizkosten.
Förderung der Neueindeckung
Wenn Sie beabsichtigen, Ihr Dach inklusive Dachbeschichtung neu zu decken, können Sie die Maßnahme in Ihrer Steuererklärung zur Einkommenssteuer geltend machen.
Im Zuge der Neueindeckung können Sie zudem eine Ausbesserung der Dämmung in Betracht ziehen. Liegt die Energiebilanz des Hauses anschließend unter den von der EnEV vorgegebenen Werten, können Sie von Fördergeldern profitieren. Diese werden in Form von zinsgünstigen Krediten und Zuschüssen von der KfW, der Kreditanstalt für Wiederaufbau vergeben. Je besser die Energiebilanz Ihres Hauses wird, desto mehr Förderungen können Sie beantragen.