Dachentwässerung - Welche Möglichkeiten gibt es?
Damit ein Haus mitsamt Dach möglichst lang intakt bleibt, sollten Schmelz- und Regenwasser optimal abgeleitet werden. Auf diese Weise wird vermieden, dass insbesondere die Dachdämmung sowie die Fassade Schäden durch sich ansammelndes Wasser davontragen.
Dachentwässerungssysteme sind dafür da, ablaufendes Niederschlagswasser sicher vom Dach abzuleiten und das Innere des Hauses vor Feuchtigkeit und Nässe zu schützen. Insbesondere Außen- und Kellerwände sollen vor Durchfeuchtung bewahrt werden.
Welche Teile gehören zur Dachentwässerungsanlage?
Teil des Entwässerungssystems | Aufgabe in der Dachentwässerung |
Traufe | eine Dachkante, an der das Niederschlagswasser in die Regenrinne tropft |
Regenrinne | eine waagerechte Rinne, die das Niederschlagswasser zum Fallrohr leitet |
Rinnenhalteer und Sonderwinkel | Halterungen, die zur Befestigung der Rinnen dienen und das Gefälle absichern. Sie sind zumeist der Optik und dem Material des Rohres angepasst. |
Fallrohr | ein senkrechtes Rohr, welches das zugeleitete Wasser zur Regentonne oder zum Ablauf weiterleitet |
Fanggitter über dem Fallrohr | eine Schutzabdeckung über dem Fallrohr, die verhindert, dass Schmutz, Laub oder Fremdkörper in das Rohr gelangen können und dieses verstopfen |
Dachrinnenheizung | Heizungen, die die Rohre vor Eisbildung schützen und einen barrierefreien Ablauf ermöglichen. Insbesondere bei innenliegenden Rohren können sich Eiszapfen bilden, die das Rohr verstopfen. |
Regentonne | Zur umweltfreundlichen Bewässerung kann abgeleitetes Niederschlagswasser in dieser Tonne aufgefangen werden. Sie sollte daher unter dem Fallrohr platziert werden. Um ein Überlaufen zu vermeiden, sollte zusätzlich ein Ablauf eingebaut werden. |
Ablauf | Der Ablauf leitet anfallendes Niederschlagswasser in die öffentlichen Abwassersysteme. Häufig ist er daher mit der Kanalisation oder einem naheliegenden Gewässer verbunden. |
Gully | Bei innenliegenden Entwässerungssystemen leiten Gullys das aus den Trogrinnen kommende Wasser ab. |
Welche Dachentwässerungssysteme gibt es?
Grundsätzlich lassen sich bei der Dachentwässerung innenliegende und außenliegende Entwässerungssysteme unterscheiden. Außenliegende Systeme werden insbesondere bei Steildächern angewandt. Sie bestehen aus einer oder mehreren Dachrinnen, die das anfallende Niederschlagswasser auffangen. Sie sind an ein Regenfallrohr angeschlossen, das zur Ableitung dient.
Bei Dachrinnen lassen sich unterschiedliche Montagesysteme unterscheiden:
- Hängerinnen, die vor der Traufe angebracht werden
- Ortgangrinnen, die am Dachrand liegen
- aufliegende Rinnen, die auf der Dachfläche montiert werden
- innenliegende Rinnen, die in der Dachfläche liegen und zur innenliegenden Entwässerung benötigt werden
Innenliegende Dachentwässerungsanlagen findet man insbesondere bei Flachdächern. Die Anlage besteht aus Gullys und Fallrohren. Die Gullys sind dabei mit den innenliegenden Fallrohren, auch Trogrinnen genannt, verbunden. Um den Ablauf zu gewährleisten, ist eine Kernbohrung durch den Dachablauf nötig. Grundsätzlich arbeiten innenliegende Systeme entweder mit einem leichten Gefälle der Rohre oder mit Unterdruck, der das Regenwasser nach draußen befördert. Je nach Niederschlagsmenge ist eine Kombination aus beidem sinnvoll.
Welche Dachrinnenformen gibt es?
Dachrinnen gibt es in unterschiedlichen Formen. In ihrer Funktionalität unterscheiden sie sich jedoch hauptsächlich durch den Durchmesser des Rohres. Die Form der Dachrinne hat daher insbesondere eine ästhetische und traditionelle Bewandtnis. Je nach Region gibt es unterschiedlichste Erscheinungsformen von Dachrinnen.
Grundsätzlich können jedoch drei Grundformen unterschieden werden:
- halbrund: Halbrunde Rinnen sind die gängigste Erscheinungsform an deutschen Dächern. Sie leiten Niederschlagswasser zuverlässig ab und verhindern das Festsetzen von Schmutz.
- kastenförmig: Kastenförmige Rinnen sind auch als Quadratrohre erhältlich und aufgrund ihres markanten Erscheinungsbildes ein Hingucker an der Hausfassade. In den Ecken der Rinne können sich jedoch Verschmutzungen festsetzen. Möglicherweise sind sie daher wartungsintensiver.
- keilförmig: Keilförmige Rinnen werden häufig auch Saumrinnen oder Dänische Rinnen genannt und zeichnen sich durch ihre dreieckige Form aus. Sie leiten Niederschlagswasser durch eine abgerundete Unterseite zuverlässig zum Fallrohr.
Welche Materialien werden für Dachrinnen und Fallrohre verwendet?
Für Dachrinnen und Fallrohre stehen unterschiedliche Materialien zur Auswahl. Die gängigsten Typen sind:
- Rohre aus Kunststoff/ PVC: Rohre aus Kunststoff sind in vielen unterschiedlichen Formen und Farben erhältlich. Sie können sich sowohl schlicht in die Hausfassade einbringen, als auch als knalliger Akzent gesetzt werden. Die Rinnen werden durch einfache Steckverbindungen montiert, sodass sie problemlos von Laien angebracht werden können. Die Montage nimmt zudem nicht viel Zeit in Anspruch. Dichtungen und Verschlusssysteme sorgen für einen reibungslosen Ablauf des Niederschlagswassers.
- Rohre aus Kunststoff sind außerdem besonders günstig. Die Meinungen über ihre Haltbarkeit gehen jedoch auseinander. UV-Strahlen können Kunststoffe auf Dauer porös und brüchig werden lassen. Wenn Sie ein langlebiges Dachentwässerungssystem haben möchten, sollten Sie daher auf qualitativ hochwertigen Kunststoff setzen. Dieser ist temperatur- sowie UV-beständig und daher besonders robust und langlebig. Rohre aus Zink: Dachrinnen aus Zink sind äußerst robust. Das Metall bildet in unbehandelter Form eine eigene und selbstheilende Schutzschicht aus. Ihre Montage ist jedoch aufwendiger, da Übergänge sorgfältig gelötet werden müssen. Gemäß der Material- und Montagekosten sind Zinkrohre daher kostspieliger als solche aus Kunststoff. Rinnen aus Zink sind allerdings besonders langlebig, sodass sich die Anschaffung durchaus lohnen kann. Sie können zudem mit Schutzfarbe angestrichen werden und sind daher optisch wandelbar. Eine kostengünstige Alternative zu Rohren aus Zink sind solche aus Titanzink. Diese gelten als besonders robust und langlebig. Die Montage sollte ebenfalls vom Fachmann vorgenommen werden.
- Rohre aus Aluminium: Aluminium ist ein besonders leichter Werkstoff, der nicht rostet. Dachrinnen aus Aluminium sind daher wartungsarm und langlebig. Farbbeschichtungen ermöglichen es zudem, die Optik der Rohre ans Gebäude anzugleichen.
Gesetzliche Vorgaben der Querschnitts-Bemessung von Rohren
Die Querschnittsbemessung der Fallrohre und Dachrinnen richtet sich nach der Menge der Regenspende, der Dachgrundfläche und dem Abflussbeiwert.
Die Regenspende beruht dabei jedoch nicht nach dem durchschnittlichen Jahresniederschlag. Der Wert der Regenspende gibt die Regenmenge pro Sekunde über einen fünfminütigen Zeitraum an. Da dieser jedoch starken Schwankungen unterworfen sein kann, werden für seine Bemessung in der Dachentwässerung Standardwerte vorgegeben. Diese werden in der DIN 1986- Teil 100 im fünfjährigen Rhythmus gemessen und festgehalten. Bei Gebieten mit erwartungsgemäß hohen Regenspenden liegt der Wert bei 0,040l/s pro Quadratmeter.
Die Dachgrundfläche bezeichnet die gesamte Fläche des Daches, das entwässert werden soll. Sie bezieht sich auf die horizontale Projektion des Daches.
Der Abflussbeiwert beschreibt die zeitliche Verzögerung zwischen Regenspende und tatsächlichem Abfluss. Insbesondere bei Dachgärten kommt es zu einer erheblichen Verzögerung und Verteilung kurzzeitiger Regenspenden.
Die Berechnungsmethode dieser drei Faktoren ist in EN 12056- Teil 3 festgeschrieben. Aus dem Regenwasserabfluss ergibt sich der nötige Querschnitt, insbesondere der Fallrohre. Der Regenwasserabfluss beschreibt die Wassermenge, die den Rohren jede Sekunde zugeführt wird. Gemäß DIN 1986 liegen für die Berechnungen der Querschnitte trichterförmige Einläufe zugrunde. Bei zylindrischen Abflüssen muss das Regenfallrohr 30% größer gewählt werden, da sich die strömungsmechanischen Einflüsse ändern.
Kosten eines Dachentwässerungssystems
Die Kosten eines Dachentwässerungssystems richten sich nach der Komplexität der Anlage, dem verwendeten Material und gewünschten Extras. Daher können sie stark variieren. Außenliegende Anlagen sind zumeist günstiger als innenliegende Systeme. Allgemein sollten Sie bei der Dachentwässerung Materialkosten zwischen zehn und 40 Euro pro laufenden Meter einkalkulieren. Zusätzlich können Montagekosten in Höhe von 15 bis 30 Euro pro Stunde anfallen.
Des Weiteren müssen Kosten für Wartung und Reparatur berücksichtigt werden. Dachentwässerungssysteme sollten mindestens einmal im Jahr gereinigt werden, um ihre Funktionalität zu gewährleisten. Eine Reinigung verhindert zu starke Ablagerungen von Schmutz und Laub, was zu einer Verstopfung der Rohre führen kann. Mit Fanggittern kann solchen Verstopfungen vorgebeugt werden. Insbesondere Metallrohre müssen zudem von einem Fachmann regelmäßig auf ihre Dichtheit überprüft und mögliche Schwachstellen ausgebessert werden. Bei Kunststoffrohren können Sie Reparaturen und Ausbesserungen häufig selber vornehmen.
Fördergelder im Rahmen einer Dachsanierung
Wer die Sanierung des gesamten Daches anstrebt, der kann von attraktiven Fördergeldern der KfW, der Kreditanstalt für Wiederaufbau, profitieren. Bei Erneuerung der Dämmung und der Deckung kann sogleich eine Erneuerung der Dachentwässerung vorgenommen werden. Je energieeffizienter das Gebäude durch die Sanierung wird, desto mehr Zuschüsse und Kredite können Sie bei der KfW beantragen.