Asbest auf dem Dach:
Welche Risiken hat Asbestdach?
Bis in die 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein wurde Asbest häufig in Faserzement für Dachplatten, Dachwellplatten oder Dachpfannen verwendet. Auch als Dämm- oder Isoliermaterial wurde Asbest häufig im Dach verbaut. Inzwischen ist aber längst die gesundheitliche Gefahr bekannt, die von Asbest ausgeht.
In Deutschland darf deshalb seit 1993 Asbest weder hergestellt noch verwendet werden. Im Jahr 2005 wurde sogar ein EU-weites Asbestverbot erlassen. Dennoch ist das Gesundheitsrisiko noch nicht vollkommen gebannt, da asbesthaltige Werkstoffe nach wie vor in vielen Altbauten und auf vielen Dächern, etwa in Form von Asbest-Wellplatten, verbaut sind.
Was ist Asbest?
Der altgriechische Ursprung des Namens „asbestos“ beschreibt den Stoff schon recht genau, bedeutet er doch „unvergänglich“ oder „langlebig“. Es handelt sich dabei um natürlich vorkommende, faserartige Silikatminerale, die sich durch besondere Unempfindlichkeit und Belastbarkeit auszeichnen. Zudem ist Asbest nicht brennbar und sehr einfach mit anderen Materialien zu verbinden.
Wann lohnt sich die Sanierung eines Asbestdachs?
Für viele Hausbesitzer stellt sich daher die Frage, wie sie Asbest erkennen und sachgerecht entsorgen können. Die Vorgehensweise richtet sich zunächst nach der verarbeiteten Asbestart. Daher sollte unbedingt abgeklärt werden, welche Form des Asbests auf dem Dach verwendet wurde. Mithilfe einer Asbest-Analyse lässt sich bestimmen, welche Form in welchem Ausmaß verwendet wurde.
Welche Asbestarten gibt es?
Zunächst wird zwischen festgebundenem Asbest und schwachgebundenem Asbest unterschieden. Beide Asbestarten können insbesondere in Gebäuden verbaut sein, die etwa zwischen 1900 und 1993 errichtet wurden.
Grundsätzlich entsteht Gefahr immer dann, wenn feine Asbestfasern freigesetzt werden. Asbest ist auf Dächern in der Regel in starkgebundener Form - als Asbestzement oder Wellasbest beziehungsweise Asbest-Wellplatten - vorhanden, die zunächst gesundheitlich unbedenklich ist.
Zu diesen Produkten zählen beispielsweise Wellasbestplatten. Der Anteil von Asbest in den Wellplatten liegt durchschnittlich bei zehn bis 15 Prozent. Von ihnen geht, sofern sie unbeschädigt sind, zunächst keine Gefahr für die Gesundheit aus.
Erst beim Schneiden, Bohren, Brechen oder Fräsen von solchen Baustoffen werden Fasern freigesetzt. Deshalb sollten Sie jegliche mechanische Bearbeitung von solchen Materialien tunlichst vermeiden. Schon das reine Streichen von Asbest-Dachplatten oder eine Behandlung mit dem Hochdruckreiniger kann gefährliche Fasern ablösen.
Anders gestaltet sich das Gefahrenpotential bei schwach gebundenen Asbestprodukten: Aufgrund ihres hohen Asbestanteils von mehr als 60 Prozent können sich die Fasern bereits durch leichte Erschütterungen lösen. Produkte wie Spritzasbest, Leichtbauplatten oder Elektrogeräte stellen daher ein Gesundheitsrisiko dar und sollten nach einer positiven Asbest-Analyse umgehend von fachkundigen Baufirmen entfernt werden.
Der Umgang mit Asbest sollte Fachleuten überlassen werden
Generell sollten Sie als Laie davon absehen, eigenständig mit Asbest zu hantieren. Wenn Sie Asbest im Dach oder im Dachstuhl vermuten, sollten Sie in jedem Fall Fachleute hinzuziehen. Dies gilt insbesondere für Abbruchs-, Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten – diese sollten unbedingt von erfahrenen Spezialisten durchgeführt werden, da nur diese die Asbestbelastung, die Entsorgung und den Sanierungsaufwand korrekt einschätzen können.
Im Fall eines Asbestdaches ist eine Neueindeckung immer die sicherste Lösung. Schon durch herkömmliche Verwitterung können sich Fasern aus den Asbestplatten lösen und unter Umständen von Hausbewohnern oder Nachbarn eingeatmet werden. Ist die Eindeckung jedoch noch voll funktionstüchtig und wird in regelmäßigen Abständen professionell gewartet, geht keine unmittelbare Gefahr von einem Asbestdach aus.
Eine Asbestsanierung steigert den Wert Ihrer Immobilie
Asbest hat neben seiner Gefahr für die Gesundheit noch eine weitere, unangenehme Nebenwirkung. Durch den schädlichen Baustoff wird nämlich der Gesamtwert einer Immobilie beträchtlich gemindert. Schließlich hat kein Käufer Interesse daran, sich eine ökologische und ökonomische Altlast aufzuhalsen. Daher ist eine fachgerechte Asbestsanierung nicht nur für die Gesundheit, sondern auch in finanzieller Hinsicht von Vorteil.
Auch wenn Sie eine Solar- oder Photovoltaikanlage auf Ihrem Dach installieren wollen, müssen Sie die alte Eindeckung austauschen, sofern es sich dabei um Wellasbestplatten oder anderes asbesthaltiges Material handelt. Eine Überdeckung oder Beschichtung des alten Asbestdachs ist nicht zu empfehlen und sogar gesetzlich verboten, schließlich wird dadurch das Problem nur verdeckt und nicht gelöst. Notwendig ist bei einer Neueindeckung, dass Sie einen vollständigen Rückbau vornehmen lassen. Selbst alte Nägel und Schrauben müssen unbedingt entfernt werden.
Ist das asbestbelastete Material erst einmal vom Dach entfernt, müssen Sie den Asbest noch sachgerecht entsorgen. Baustoffe mit Asbest sind Sondermüll und müssen in luftdicht verschließbaren Schüttgutsäcken (sogenannten Big-Bags) verpackt zur Deponie transportiert werden. Für die Entsorgung gilt, was allgemein für die Asbestsanierung gilt: Kontaktieren Sie lieber zu früh als zu spät ein zertifiziertes Dachdecker-Fachunternehmen, denn die jetzt ohnehin schon kostspielige Entsorgung wird in Zukunft vermutlich noch kostspieliger werden.
Wie Asbest von der Wunderfaser zum Gesundheitsrisiko wurde
Wegen seiner hervorragenden chemischen und physikalischen Eigenschaften galt Asbest in den 1960er- und 1970er-Jahren als „Wunderfaser“. Das faserförmige Mineral ist hitze-, feuer- und säurebeständig, sehr zugfest und zugleich elastisch und verfügt über eine hohe Bindefähigkeit mit anderen Materialien. Wegen dieser Eigenschaften fand der Stoff weitverbreitete Verwendung in der Bau-, Werft- und Autoindustrie.
Das faserige Silikat wurde unter anderem zu Dachwellplatten, Fassadenverkleidungen, Dämmstoffen, Bremsbelägen oder Wasserrohren verarbeitet. Selbst in älteren Haushaltsgeräten wie Toastern, Elektrospeicheröfen und Haartrocknern fand Asbest Verwendung. Erst im Verlauf der späten 1980er-Jahre gerieten asbesthaltige Baustoffe wegen sich mehrender Todesfälle allgemein in die Kritik.
Wie gefährlich ist Asbest?
Durch klimatische Einwirkungen, Alterung und Zerfall, aber auch durch mechanische Bearbeitung und Zerstörung von asbesthaltigen Produkten wie Asbestplatten können feinste Asbestfasern in die menschliche Atemluft gelangen. Werden die Fasern eingeatmet, können sie eine chronische Entzündung in der Lunge und auf längere Sicht Krebs verursachen. Theoretisch kann schon eine einzige eingeatmete Faser ausreichen, um Krebs hervorzurufen. Doch dies sollte kein Grund zur Panik sein. Statistisch steigt das tatsächliche Risiko, je länger und intensiver der Kontakt mit den Fasern ist. Daher ist es wichtig, Asbest rechtzeitig zu erkennen und zu handeln.
Menschen, die Kontakt mit Asbest hatten, weisen nach etwa zehn Jahren ein erhöhtes Risiko auf, an Asbestose zu erkranken. Dies ist eine Verhärtung und Vernarbung des Lungengewebes, die unter anderem zu Atemnot, Reizhusten oder zähem Auswurf führen kann. Zudem kann schon eine geringe Menge eingeatmeter Asbestfasern noch nach einer Latenzzeit von bis zu 30 Jahren Krebs verursachen.
Der Brustfellkrebs, Pleuramesotheliom genannt, zählt ebenfalls zu den asbestbedingten Krankheiten. Zu seinen Symptomen gehört der Pleuraerguss - eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Pleurahöhle, die Kurzatmigkeit und Brustschmerzen verursachen kann. Häufig ist der Pleuraerguss allerdings gutartig.
Heutzutage stellt Asbest in erster Linie ein Entsorgungsproblem dar. Da der Stoff so vielseitig verwendet wurde, wird es noch einige Zeit dauern, bis endgültig alle Risikoquellen beseitigt sind. Dabei war schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt, dass das Einatmen von Asbeststaub krank machen kann. Schon um das Jahr 1900 wurde Asbestose als Krankheit entdeckt.
Welche Personengruppen sind besonders gefährdet?
Einige Lungenfachärzte gehen dennoch davon aus, dass ein Höhepunkt asbestbedingter Lungenerkrankungen noch bevorsteht. Dies hat damit zu tun, dass Erkrankungen, die durch Asbestfasern hervorgerufen werden, eine lange Latenzzeit haben und erst im Verlauf der 1970er-Jahre Asbestschutzmaßnahmen eingeführt wurden.
Vor allem Bauarbeiter, die in den 1940er-Jahren geboren wurden und dann während ihres Berufslebens mindestens zehn Jahre einer Asbestbelastung ausgesetzt waren, sind gefährdet, an einem Mesotheliom zu erkranken. Bei einem Mesotheliom handelt es sich um eine Form von Lungenkrebs, die das Brustfell befällt. Im Großteil der Fälle wird es durch das Einatmen von Asbestfasern oder durch Rauchen verursacht.
Einer britischen Studie zufolge haben Zimmermänner der 1940er Jahrgänge ein besonders erhöhtes Mesotheliom-Risiko. Sie werden gefolgt von Installateuren, Malern und Elektrikern. Personen, die in den 1960er- und 70er-Jahren asbesthaltigen Stoffen ausgesetzt waren, sollten sich daher an einen Lungenfacharzt wenden und ihn auf diesen Verdacht hinweisen. Nur ein Spezialist kann tatsächliche einschätzen, ob ein erhöhtes Risiko besteht. Denn in der Tat geht nur von eingeatmeten Asbestfasern ein Risiko aus, wobei dieses Risiko zudem von der gesamten Dauer und Menge der Exposition mit Asbest bestimmt wird. Ein reiner Hautkontakt mit Asbest ist dagegen unbedenklich. Experten zufolge setzen sich Asbestpartikel, abhängig von der Raumgröße, nach circa fünf bis zehn Minuten aus der Luft auf den Boden ab. Von dort werden sie nicht mehr eingeatmet, sofern sie nicht wieder aufgewirbelt werden.
Haben Sie selbst unbeschädigte, nicht verwitterte Wellasbestplatten auf dem Dach, gehören Sie nicht zur Gruppe gefährdeter Personen. Allerdings sollten Sie sich dennoch intensiv mit der Beseitigung der belasteten Baustoffe auseinandersetzen und für ein langfristig gesundes Wohnumfeld über eine umfassende Sanierung nachdenken.