Beim Neubau an die Zukunft denken
Grüner wohnen – Folge 4: Warum sich „Green Building“ mit nachhaltigen Naturbaustoffen über Generationen rechnet
Wer neu baut oder saniert hat mit steigenden Kosten zu kämpfen. Trotzdem lohnt es sich meist, in hochwertigere Materialien zu investieren. Warum sich nachhaltige Lösungen bereits mittelfristig bezahlt machen und auch der nächsten Generation keine Probleme bereiten, zeigt das Beispiel des ökologischen und klimafreundlichen „Scheunenhauses“ von Kasia Swiezak und Marius Bell.
„An jedem Tag, an dem ich auf der Baustelle war“, berichtet Ewald Gerlach stolz, „habe ich 1000 Euro verdient.“ Und natürlich bekräftigt er das noch einmal mit dem meistgebrauchten Wort im Sauerland: „woll“. Das heißt im Klartext: Wer mit anpackt, gut aufpasst und nachhaltig plant, baut auch in Zeiten steigender Baupreise zu finanzierbaren Konditionen, langfristig überschaubaren Nebenkosten - und sorgenfrei für die nächste Generation.
Wände aus Holz, Dämmung aus Steinwolle, ein Dach aus Schiefer und klimaschonende Wärme aus der Erde: „Eigentlich“ zeigt sich Marius Bell beim Blick auf sein gerade fertiggestelltes Schmuckstück zufrieden „haben wir vieles richtig gemacht.“ Als er vor rund fünf Jahren gemeinsam mit seiner Partnerin Kasia Swiezak die ersten Pläne vom Scheunenhaus auf dem Land schmiedete, stand bei den beiden Wahl-Berlinern neben der Möglichkeit, vieles selbst in die Hand zu nehmen, bereits das Thema Nachhaltigkeit hoch im Kurs. Entstanden ist nach rund zweijähriger Planungsphase, dreijähriger Bauzeit und dem „Einsatz unzähliger Wochenenden sowie der kompletten Jahresurlaube“ ein Musterbeispiel, wie eine junge Familie kreativ, modern und mit vielen natürlichen Baustoffen zu den eigenen vier Wänden kommt.
„Green Building“ – das war für den Interieurdesigner und die Szenenbildnerin nicht nur eine Leidenschaft, sondern auch eine Kosten-Nutzen-Abwägung: „Mit dem Werkstoff Holz konnte ich vieles selbst machen,“ erzählt der im Erstberuf gelernte Zimmermann. Bereits beim Neubau hat das Paar dabei an die Zukunft gedacht: Nahezu alle verwendeten Materialien versprechen einen langen Lebenszyklus bei hoher Wiederverwertungsquote. Bei einem späteren Um-, Ausbau oder Abriss fallen so gut wie keine schädlichen Abfallprodukte an. Zwei Beispiele: Weil das Haus in Holzrahmenbauweise gebaut wurde kann diese Konstruktion einfach auseinandergenommen und weiter verwendet werden. Die Dachsteine aus Schiefer halten nach Erfahrungen des Bundes Technischer Experten 70 Jahre und länger, können durch Solarmodule ersetzt, abgedeckt und anderweitig verplant werden - oder später einmal als Zierkies im Garten landen.
Mit dem neuartigen Rathscheck Schiefer-System entschied sich die junge Familie für eine in der Uckermark zwar eher ungewöhnliche, dafür ökologische und nachhaltige Lösung: Im Schiefer-System lassen sich die Natursteine so einfach wie Ziegel oder Betondachsteine installieren, benötigen wegen ihres geringere Flächengewichtes aber eine weniger aufwändige und damit oft einfachere Sparrenkonstruktion. Statt klassisch mit Nägeln auf einer Unterkonstruktion aus Holz fest verankert werden die rechteckigen, fünf Millimeter starken und extrem robusten Schiefersteine in einem Trägersystem mit Klammern sturmfest fixiert. „Das ging nicht nur schnell, sondern passt wegen des modernen linearen Designs auch perfekt zu unserem Haus.“ Und es ist zukunftsweisend: Problemlos lassen sich auch noch im Nachhinein leistungsfähige Photovoltaik-Elemente bündig und ohne großen Aufwand einbauen. Dabei werden einfach Schiefersteine durch 120 Zentimeter lange und 40 Zentimeter breite Solarpaneele ersetzt.
Beim Neubau an die Zukunft denken
Wer neu baut oder saniert hat mit steigenden Kosten zu kämpfen. Trotzdem lohnt es sich meist, in hochwertigere Materialien zu investieren. Warum sich nachhaltige Lösungen bereits mittelfristig bezahlt machen und auch der nächsten Generation keine Probleme bereiten, zeigt das Beispiel des ökologischen und klimafreundlichen „Scheunenhauses“ von Kasia Swiezak und Marius Bell.
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Datenschutzerklärung„Weitgehende Unabhängigkeit von der Energieversorgung wird auch für uns ein Thema bleiben“, blickt Marius Bell kurz nach der Fertigstellung schon auf eine geplante Erweiterung. Denn mit selbst produziertem Sonnenstrom wäre auch die klimafreundliche Wärmepumpe noch einmal kostengünstiger zu betreiben und das E-Auto preiswert zu laden... Daran haben beide vor einigen Jahren nicht vorrangig gedacht, als sie das 5000-Quadratmeter-Grundstück in Seenähe als grüne Hölle erwarben: „Man brauchte schon viel Phantasie, um aus der überwucherten Ruine ein bewohnbares Gemäuer zu machen,“ erinnert sich Kasia Swiezak, die das Kaufangebot im Kleinanzeigenteil entdeckt hatte. Die ursprünglichen Sanierungspläne entpuppten sich schnell als unrentable Utopie, „und so haben wir erst einmal 700 Tonnen Bauschutt und Grünschnitt abgefahren und völlig neu geplant.“ In Reminiszenz an die traditionelle Bauweise im ländlich geprägten Vorgarten der rund 100 Kilometer entfernten Hauptstadt entwarf Marius Bell das Scheunenhaus mit zwei versetzten Baukörpern und 155 Quadratmetern Wohnfläche, großzügigem Blick durch bodenhohe Fenster ins üppige Grün, vier Schlafzimmern und Schlafgalerien, zwei Bädern und einem Hauswirtschaftsraum. Mittelpunkt des Lebens ist die offene Küche mit dem tieferliegenden Wohnbereich, der sich zur überdachten Terrasse hin öffnet. Neben Holz, Glas und Natursteinfliesen aus Steinbrüchen der näheren Umgebung prägen helle Lehmfarben das ökologische Innenleben. Wenn die junge Familie mit dem sechsjährigen Bruno und dem bald einjährigen Anton nicht gerade selbst vor Ort ist, refinanziert sich die Immobilie über die Kurzzeitvermietung als Wochenend-Auszeitparadies für gestresste Großstädter (scheunenhausamsee.de): „Kaum bezugsfertig hatten wir schon rege Nachfrage aus dem Freundes- und Bekanntenkreis.“
Das Rathscheck Schiefer-System
„Solar macht Sinn“
„Ungewöhnlich“ urteilen viele Besucher über das Scheunenhaus vor den Toren Berlins - „Außergewöhnlich ist es wegen der zeitgemäßen Interpretation ländlicher Bauform und eines modernen Schieferdaches“, sagen die stolzen Besitzer Kasia Swiezak und Marius Bell.
Drei Fragen an die stolzen Bauherren
Der Traum vom Eigenheim steht nicht mehr jedem offen. Wie habt ihr es geschafft?
Wir haben von Anfang an mit hoher Eigenleistung gerechnet, dafür aber in hochwertige natürliche Materialien investiert. Viele Freunde haben mitgeholfen. Drei Jahre gab es für uns kein freies Wochenende, den Jahresurlaub haben wir hier im Wohnwagen verbracht. So mussten wir nur einzelne Gewerke wie zum Beispiel Elektro, Sanitär und die Dacheindeckung vergeben.
Kaum fertiggestellt steht eine Solardach-Erweiterung an. Warum macht eine Nachrüstung Sinn?
Im Zusammenspiel mit unserer Wärmepumpe, die recht viel Strom verbraucht, ist das eine Investition, die sich bei steigenden Energiepreisen auszahlt. Da sich die Photovoltaik-Elemente schnell, einfach und bündig in das bestehende Schiefer-System einbinden lassen bleibt der Charakter des Hauses voll erhalten
Was bedeutet das Dach für den Gesamteindruck des Hauses?
Es ist absolut wichtig. Die Schiefersteine passen perfekt zum Rest des Hauses, total harmonisch. Die optische Wertigkeit wird extrem gesteigert. Wir sehen viele, die vorbeikommen, um Fotos zu machen, weil es hier im Nordosten Deutschlands bisher nur wenige Schieferdächer gibt.